Geschichte einer Weisen,

die sehr alt wurde und ein glückliches Leben geführt hat …

…sie genoss das Leben und verließ das Haus nie, ohne sich eine Handvoll Bohnen einzustecken…

…sie wollte sie nicht essen oder pflanzen oder verschenken …

Nein, sie nahm sie mit, um die schönen Momente des Lebens bewusster wahrzunehmen und sie am Ende des Tages zählen zu können.

Für jeden kostbaren Augenblick, den sie im Laufe eines Tages erlebte

-       einen fröhlichen Schwatz auf der Straße

-       ein köstliches Brot

-       einen Moment der Stille

-       einen freundlichen Gruß

-       ein herzliches Lachen

-       eine Berührung des Herzens

-       ein schattiger Platz in der Mittagshitze

-       eine Tasse Tee in der warmen Stube

-       ein Vogelgezwitscher

was auch immer ihre Sinne erfreute, sie ließ eine Bohne von der rechten in die linke Jackentasche wandern und manchmal gleich mehrere auf einmal.

Abends dann, saß sie zu Hause und zählte die Bohnen in der linken Jackentasche und sie nahm wahr, wie viele schöne Momente sie an diesem Tag erlebt hatte – und selbst, wenn es nur eine Bohne in die andere Tasche geschafft hatte, so freute sie sich über diesen einen wunderbaren Moment. Und mit diesem guten Gefühl legte sie sich schlafen, voller froher Erwartung, was ihr der neue Tag wohl bringen mag…

 

                                                                (Ingeborg Vins weiterentwickelt aus dem   

                                                                                   Text einer unbekannten Verfasserin)